"Es ist einfach gut gegangen", meint Kurt Blomqvist zurückhaltend. Auf die Frage, ob er sich diese Entwicklung erträumte, sagt er nur kurz: "Nein, ich habe überhaupt nicht darüber nachgedacht". Offenbar ist der Gründer von KABE ein Mann, der lieber in die Zukunft blickt als zurück. Trotzdem scheint alles wie ein Traum - das wahr gewordene Märchen vom beharrlichen Småländer, der im Kleinbetriebsumfeld aufwuchs.
In der Garage fing alles an
Es war 1958 und Kurt Blomqvist wollte zu Hause in der Garage eine Urlaubsidee verwirklichen. Die Familie sollte endlich nicht mehr zelten gehen müssen. In der Garage entwickelte sich nämlich ein Wohnwagen.
Drei Wochen vor der Abreise war das Projekt fertig. Kurt war stolz über sein Werk, und als man ihm ein Angebot machte, konnte er der Versuchung nicht widerstehen und verkaufte. Die Freude hielt nicht lange an. Die Familie hat sich so auf einen Wohnwagenurlaub eingestellt und war derart enttäuscht, dass Kurt Blomqvist sich einfach gezwungen sah, wieder in die Garage hinabzusteigen und einen neuen Wohnwagen zu bauen.
An Abenden, in Nächten und übers Wochenende. Kurt, der zu dieser Zeit Leiter der Flugverwaltungsüberwachung bei Saab in Jönköping war, arbeitete praktisch Tag und Nacht und wurde beinahe zeitgerecht fertig. Eine ganze Ladung Material und Werkzeug wurde noch mit eingepackt, als es endlich losging. Während die übrige Familie auf verschiedenen Campingplätzen ihre Freizeit genoss, arbeitete Kurt stetig weiter und kam heim mit einem fertigen Wohnwagen, der umgehend verkauft wurde.
Im Herbst ging der Wohnwagenbau in der Garage weiter und zum Sommer waren acht Fahrzeuge fertig. Das Erstlingswerk hieß KABE Komet 250 und war 2,4 m lang und 1,8 m breit. Der Preis belief sich auf bescheidene SEK 3 800, knapp die Hälfte von dem, was ein neuer Volvo PV damals kostete.
Er wollte weitermachen
Die Produktion ging immer weiter, doch vier Jahre später wurde Kurt die Doppelbelastung zu viel. Aber eine gut bezahlte Arbeit kündigen und das Wagnis der Selbstständigkeit eingehen? Keine leichte Entscheidung.
"Ich war von Anfang an bei der Entwicklung der schwedischen Roboter dabei, und wir waren an einem Punkt angelangt, an dem sich das Projekt als zu Ende gebracht anfühlte. Vielleicht war es einfach die richtige Zeit für mich, etwas neues zu beginnen".
Der Rest ist moderne schwedische Wohnwagengeschichte. Von der Garage in Jönköping auf geradem Weg in den Konzern mit der Tenhulter Fabrik als Fundament. Das Ansehen von KABE wuchs und der Verkauf kam in Fahrt. Da könnte man sich eigentlich gut zur Ruhe setzen. Aber nicht Kurt Blomqvist. In den vergangenen zehn Jahre zeichnete er für alle Neuheiten verantwortlich, die KABE herausbrachte. Die Ecoprim-Isolation (eingeführt 1987), das wasserbetriebene Bodenheizsystem AGS (patentangemeldet 1988), Kunststoffriegel (patentangemeldet 1987) und Belüftungswände (1992). "Der technische Teil der Arbeit hat mir schon immer Freude bereitet. Die Hälfte der Zeit wollte ich nach Möglichkeit der Entwicklung und Konstruktion widmen. Die Verwaltung sah ich immer als notwendiges Übel an".
Experimentierwerkstatt
Um ungestörter seine Entwicklungsarbeit fortsetzen zu können, richtete Kurt eine Experimentierwerkstatt mit ihm direkt unterstelltem Personal ein. Hier gefiel es ihm immer besser als auf dem Chefsessel im Büro.
"Ohne Zweifel hat mir die Arbeit dort am meisten Spaß bereitet".
Mehr aus Freude als aus Stolz berichtet er über die stattgefundene Entwicklungsarbeit. Nicht zuletzt ist das Flexline-System ein Beweis hierfür. Wagen mit so viel Planungsalternativen wie möglich bauen zu können, ohne dass sich die Produktion verteuert, ist vielleicht der Schlüssel zum gesteigerten Erfolg von KABE in den letzten Jahren.
"Tatsache ist, dass wir mit unserem Flexline-System die Produktion verbilligt haben. Durch den Bau von Grundmodulen halten wir einen gleichmäßigeren Produktionsrhythmus. Eigentlich sollten Wohnwagen zum Winterausgang/Frühlingsanfang gebaut werden, um die Lagerkosten niedrig zu halten. So kann man aber nicht arbeiten, denn das Personal ist ja das ganze Jahr über zur Stelle. Jetzt bauen wir die Wagen zu 60% fertig. Wenn der Verkauf in Gang kommt, machen wir sie für die Kunden zurecht".
"Unsere Zulieferer von beispielsweise Kühlschränken und Heizungen haben sich daran gewöhnt, im Frühjahr große Partien an uns liefern zu müssen. Auf diese Weise können wir unsere Lagerkosten auf diese übertragen", erzählt Kurt Blomqvist und lässt dies alles so einfach klingen.
Er kann's nicht lassen
Ein wenig jungenhaft pfiffig ist er schon. Zu behaupten, er wäre ein rüstiger Siebziger ist schon fast eine Beleidigung.
"Man sagt, ich sei schon lange überfällig. Jetzt habe ich meinen Posten als Konzern-Geschäftsführer abgegeben". Aber Pläne für einen Rückzug schmiedet Kurt Blomqvist nicht. "Man kann die Firma ja auch als Vorstandsvorsitzender leiten", meint er und lacht. Vielleicht bleibt dadurch ja auch mehr Zeit übrig für die Experimentierwerkstatt.
Fußnote: Der Name KABE kommt von den Anfangsbuchstaben des Namens Kurt Blomqvist (KB). Ausgeschrieben würden die Konsonanten auf Schwedisch zu KÅBE werden. Dieser Name war aber im Firmenverzeichnis schon besetzt. Kurt Blomqvist nahm zunächst den Punkt über dem A weg. Dadurch aber ähnelte der Name zu sehr einer anderen Marke, nämlich KABI. Der pfiffige Kurt taufte daraufhin das Unternehmen auf Karosseri AB Elit - und siehe da, die Abkürzung wurde zu KABE. Heute heißt die Firma KABE AB. Die Behörden mussten also zum Schluss klein beigeben.